Hochtourenführung im Berner Oberland:

Am 12.08. starten wir bei bestem Wetter am Parkplatz zur Tierberglihütte auf 2100 m Höhe. Über den markierten und teilweise versicherten Weg gewinnen wir rasch an Höhe. Unser Ziel ist der Westgrat des Gwächtenhorn (3420 m). Als Akklimatisations- und Gewöhnungstour über vergletschertes Gelände und einen Felsgrat mit Kletterei bis zum unteren 3. Grad für unser eigentliches Ziel, den Mönch und die Jungfrau. Der Zustieg zum Westgrat bildet die Schlüsselstellel und ist bei den momentanen Verhältnissen eine Herausforderung. Ein blankes Eisfeld mit 50° Neigung und der anschließende Felsriegel im 3. Schwierigkeitsgrad müssen überwunden werden. Der anschließende Grat führt dann in ausgesetzter und genussreicher Kletterei direkt zum Gipfel. Von dort haben wir auch einen Blick auf den Mönch, unser Ziel für morgen. Nach 1300 Höhemetern Abstieg erreichen wir am frühen Nachmittag wieder den Parkplatz. Beim Wechsel nach Grindelwald bekommt man die hochsommerlichen Temperaturen von über 30° im Tal voll zu spüren.

Die Wettervorhersage hat sich überraschend geändert und die angekündigte Kaltfront solte jetzt schon am nächsten Tag wirksam werden. Wir wollen es trotzdem Versuchen und starten mit der ersten Bah um 07.30 h zum Jungfraujoch (3466 m). Es ist noch wechslend bewölkt und einige Gipfel werden von der Sonne angestrahlt. Auf dem Joch drücken dann aber schon massive Wolkenbänke von Süden heran und wir stecken im Nebel. Auf dem gut präparierten Weg geht es erst mal Richtung Mönchsjochhütte um dann zum Normalweg des Mönch abzuzweigen. Immer wieder dichter Nebel, aber es ist zumindest für diese Höhenlage recht warm. Durch die Ausaperung dieses Sommers können wir erst mal auf die Steigeisen verzichten und starten mit der Kletterei im 2. und 3. Grad. Auf knapp 4000 m beginnt dann der steile Firn- und Eisgrat. Mit Steigeisen geht es nun über diesen extrem ausgesetzten Grat weiter. Sabine und Markus sind ganz froh, dass man die gähnende Tiefe nur erahnen kann. Begleitet von Schnee- und Graupelschauern erreichen wir den Gipfel. Der Abstieg nimmt nochmals genau so viel Zeit in Anspruch wie der Aufstieg.

Auf der Mönchsjochhütte (3650 m) checken wir erst mal ein und genießen Kaffee und Kuchen. Wir waren sehr beeindruckt von der freundlichen Art und der tollen Atmosphäre auf dieser höchstgelegenen bewarteten Hütte der Schweiz. Da es noch früh am Nachmittag war, beschließen wir noch einen Sightseeing – Ausflug zum Jungfraujoch zu machen. Wolkenlücken geben immer wieder mal einen Blick auf „unseren“ steilen Grat am Mönch frei. Über Nacht hat es geschneit und am morgen herrscht noch immer Wind und Schneefall. Die geplante Tour zur Jungfrau fällt auf alle Fälle flach. Am späteren Vormittag dann der Entschluß, das Walcherhorn (3693 m) als Ausweihtour zu versuchen. Über das Ewigschneefeld (woher der Name wohl kommt?) erreichen wir mit Karte und Kompass den Gipfel. Auf dem Rückweg kommt dann zwischendurch auch mal die Sonne heraus. Am Jungfraujoch ist es dann wieder vorbei mit der Ruhe. Drei erlebnisreiche Tage in einer tollen Hochgebirgslandschaft mit allen nur denkbaren Wetterkapriolen.